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Città della Musica

Die architektonische Idee der Neubauten handelt von Zwischenräumen. Die Neubauten besitzen eine dichte Mitte aus drei funktionalen Körpern: Dem Personenlift, dem Warenlift und der Wendeltreppe. Ihre Dimension, Position und Abstände zueinander sind präzise auf die Breite der größten Instrumente und der Fluchtwege abgestimmt. Die drei Elemente sind betoniert und stabilisieren das Gebäude. Sie bilden das Rückgrat des Hauses. Kurze und lange Scheiben bilden die äußere Schicht, die Fassade. Gemeinsam mit dem Kern tragen Sie das Haus.
Im Erdgeschoss von Neubau-Ost befindet sich das Foyer des neuen Probesaals. Hier betritt man das Gebäude vom öffentlichen Weg her. Das Foyer ist ein weitläufiger Zwischenraum, der von insgesamt fünf Körpern gebildet wird. Nebst Kern, kommen zwei öffentliche Treppenhäuser, die zu den drei Sälen im Untergeschoss führen, der Windfang und eine Bar hinzu.
Zwischen den Körpern aus Beton tritt Licht in den Raum. Zwischen ihnen kann man in den Saal mit der Orgel oder in den Garten blicken. Die Grenzen zwischen Außen und Innen sind unscharf und unterstreichen den öffentlichen Charakter des Foyers. Diese Absicht wird bis zur Konstruktion verfolgt: Der Bodenbelag von Foyer und Weg ist beinahe identisch (heller Hartbeton, in situ). Der obere Rahmen des Fensters ist bewusst hinter dem Sturz versteckt, so dass das Foyer visuell in den Außenraum dringt und umgekehrt. Diese Details helfen, Grenzen aufzulösen, Innen und Außen zu verbinden und unterstützen die übergeordnete Absicht für die CSI einen vernetzten Campus zu kreieren.
In den zwei Treppenhäusern kommt das Licht von oben und die Stimmung ist ruhig. Wir erachten diese stille Atmosphäre nach dem lauten Foyer als notwendig, damit sich das Gehör auf das kommende Konzert vorbereiten kann und der Eintritt in die Säle umso kraftvoller wirkt.
Alle drei Säle liegen auf dem selben Untergeschoss, besitzen aber unterschiedliche Stimmungen. Der erste Saal mit der Orgel ist 12 m hoch und wird von indirektem Nordlicht belichtet. Der zweite Saal ist 8 m hoch, ein von außen nicht einsehbarer, von Mauern umgebener Raum mit introvertiertem Charakter. Der dritte Saal ist der neue Probesaal mit einer Höhe von 12 bis 15 m. Er besitzt ein einziges großes Fenster gegen den ruhigen Garten im Süden, der bereits jetzt große bestehende Bäume beherbergt. Wir stellen uns vor, dass dieser Garten je nach Tages- und Jahreszeit die Atmosphäre des Probesaals bestimmt und die natürliche Kulisse bei Konzerten bildet.
Die städtebauliche Idee der neuen Città della Musica ist es, aus dem neuen Standort des Conservatorio della Svizzera italiana einen Campus im Sinne eines zusammenhängenden Komplexes, der in sich und mit der Umgebung vernetzt ist.
Für die Vernetzung beginnen wird im Norden der Anlage. Am Ende des langen, bestehenden Dachs setzen wir einen ersten Neubau für die hohen Unterrichtsräume. Das Dach erhält damit einen zusätzlichen Nutzen und eine noch größere Bedeutung: Es markiert die Hauptadresse des Campus und vernetzt das alte mit dem neuen Gebäude.
Das neue Volumen ist ein linearer, länglicher Körper mit einem etwas tieferen, verwinkelten Ende. Damit fasst und akzentuiert es den Platz — die Piazza della Musica . Ein Plateau als Auftakt und Ankunftsort für Schüler, Studierende, Lehrer, Besucher und Gäste. Der Neubau hält Abstand zum bestehenden Gebäude von Rino Tami, Alberto Camenzind und Augusto Jaeggli (1958–1961). In diesem Zwischenraum befindet sich eine breite Treppenanlage, welche die Piazza della Musica mit dem Park verbindet — dem Parco della Musica.
Am Ende und zuunterst dieser großen Treppe gibt es eine sechseckige Plattform, die als Außenbühne dient und die Treppenanlage davor zu einem Amphitheater werden lässt. Im Park wird man neben dem Vogelgezwitscher und den spielenden Kindern ab und zu auch Gesänge und Töne zwischen den dichten Bäumen hören – Klänge aus diesem offenen Amphitheater.
Ein zweiter Neubau befindet sich im Nordwesten der Anlage. Ein öffentlicher Weg tangiert den winkelförmigen Bau und führt in das Innere des Campus. Der Weg beginnt an der Via Guglielmo Canevascini und führt die Fußgänger zum Foyer des Probesaals, zum Café und der Bar, von großen, bestehenden Bäumen begleitet am Garten vorbei bis zum südlichen Ende des Campus an der Via Breganzona. Im Sinne unserer grundlegenden Absicht der Vernetzung, verbindet der Weg das Conservatorio della Svizzera italiana mit dem umgebenden Quartier von Besso und Lugano.
Der winkelförmige Neubau erzeugt mit dem bestehenden DR-Gebäude ganz im Osten des Perimeters einen Hof. In diesem Hof befindet sich schließlich der neue Probesaal der CSI. Diese ruhige, behütete Lage ist optimale Ausgangslage um eine herausragende Akustik zu erzielen. Sie fördert die Konzentration der Musiker auf den Klang ihrer Stimmen & Instrumente. Darüber hinaus verleiht sie dem Probesaal einen enigmatischen Charakter, der sich den Besucherinnen beim Betreten des Raums als Überraschung offenbaren wird.

Ort

Lugano

Jahr

2023

Auftragsart

Projektwettbewerb, selektiv

Auftraggeber

Conservatorio della Svizzera italiana

Landschaftsarchitekt

koepflipartner

Statik

Schnetzer Puskas Ingenieure AG

Akustik

Kahle Acoustics

Visualisierung

Meyer Dudesek